Herbsttörn 2023

Wie soll ich diesmal anfangen? Es ist mein 35ter Törnbericht. Alles ist schon mehrmals gesagt und beschrieben worden. Alles wiederholt sich und ist doch immer wieder neu.

Beginnen wir heute einfach mal in der Gegenwart. Ich sitze im Flugzeug auf dem Weg nach Hause. Es ist wohl eine Boeing 737 neueren Baujahrs. Draußen ist´s stockdunkel. Ein paar Sterne funkeln. Ich könnte in meinem Buch weiterlesen, Musik hören, oder etwas schlafen.

Nein, ich habe mich diesmal fürs schreiben entschieden und beginne, bei einer kleinen, aber guten Flasche Rotwein in meinen Gedanken und meinen Notizen zu kramen. Es geht zeitlich ein ganzes Stück zurück. Weit vor den Törnbeginn.

Christian, der schon einige Male bei Segeltörns dabei war, hat mich im Frühsommer gefragt, ob er wohl mal wieder mitsegeln könne. Er ist ein aufgeweckter Zeitgenosse und beherrscht mittlerweile die meisten Manöver. So jemanden nimmt man gerne mit auf Tour. Seine Freundin, auch nicht zum ersten Mal dabei, ist im Gegensatz zu ihm eine recht ruhige und ausgeglichene Person. Natürlich darf Lydia auch mit. Ist doch klar.    

Schnell sind zwei weitere Aspiranten aus der Segelflugszene gefunden. Die sind total begeistert. Fast schon überschwänglich und sagen voller Euphorie spontan zu. Beim ersten Treffen fällt allerdings einem der Beiden ein, dass seine hochschwangere Frau zum Zeitpunkt des Törns kurz vor, oder bereits nach der Entbindung steht. Sowas kann man in der Hektik schon mal vergessen, oder? Der Andere hat zwar seine Frau nicht geschwängert, macht aber trotzdem vorsichtshalber auch gleich einen Rückzieher.

Christian weis einen Ausweg und zaubert einen ehemaligen Studienkollegen nebst Frau aus dem Zylinder. Nach zwei weiteren Treffen mit entsprechender „Beschnupperung“, kann ich die Crewliste abschließen und mit der Planung beginnen.

Springen wir nun einen zeitlich großen Schritt weiter. Bis zum 5. Oktober 2023

Ich habe es satt mitten in der Nacht aufzustehen und übernächtigt in einen Flieger zu steigen. Deshalb reise ich, wann immer es geht, mit Türkish Airline. Der Linienflug startet täglich um 11:00 Uhr in Nürnberg. Da muss ich nichtmal meinen Wecker umstellen. Es geht über Istanbul nach Dalaman. Von dort aus weiter mittels Transfer nach Kaş. Ich reise schon einige Jahre immer ein/zwei Tage der Crew voraus, um das Boot und die notwendigen Dokumente vorbereiten zu können. Um 22:00 Uhr habe ich mein Ziel erreicht.

Freitag 6. Oktober 2023

Burkhard kommt mich am Morgen besuchen. Wie immer haben wir uns viel zu erzählen. Wenngleich sein Rücken ihn derzeit peinigt, freut er sich über die mitgebrachte Dose Nürnberger Bratwürste und die Lebkuchen für Moni.

Die türkischen Gesetze schreiben vor, dass eine Yacht unter fremder Flagge maximal 5 Jahre im Land bleiben darf. Nachdem die Frist für MERLIN demnächst abläuft, habe ich geplant, zusammen mit der Crew am Sonntag auszuklarieren und am Montag, nach einer Nacht in griechischen Gewässern, wieder einzureisen. Dann beginnen die 5 Jahre aufs Neue.

Mein Agent wird fast panisch. Ich muss das unbedingt heute noch erledigen, da die Behörden am Wochenende geschlossen haben und er mich quasi schon angemeldet hat. So muss ich in aller Hektik mit dem Boot am Zollsteg erscheinen, die Prozedur über mich ergehen lassen und auf kürzestem Weg die türkischen Hoheitsgewässer verlassen. Alleine an Bord, ohne Hilfe.

Skipper allein unterwegs. Eine meiner wenigen Selfies ever.

Nach meiner Rückkehr, dem Zoll und Einklarierprozess sowie der beiden Anlegemanövern, am Zollsteg und Liegeplatz, bin ich ziemlich fertig. Und obendrein um 430,- Euro erleichtert. Nach ein paar scheiben Wurst, einigen Dosen Bier und einer Folge Hubert und Staller fall ich hundemüde in meine Koje.

Bemerkungen:

Motor 2213,0 Stunden (vor dem Ablegen)

Log 23429 NM

Serkan hat vorab die beiden Servicebatterien erneuert, Den Außenborder gewartet und die Feuerlöscher prüfen lassen. Super!

Samstag 7. Oktober 2023

Um 3:30 Uhr stelle ich fest, dass der Landstrom ausgefallen ist. Kann nachts aber keinen Fehler finden. Morgens stell sich heraus, dass lediglich mein Guthaben aufgebraucht ist.

Gegen 10:00 Uhr kommt die Crew. Es entsteht schlagartig ein ungewohnt hektisches Gewusel. Um 12:00 Uhr unterbricht der Hunger das Treiben. Wir gehen ins Passarella zum Frühstücken.

Ein typisch türkisches Frühstück ist für mich immer was Besonderes. Ja eigentlich auch ein kleines Anfangs-Highlight des Törns. Es werden Unmengen von Schälchen aufgetragen. Gefüllt mit den verschiedensten regionalen Köstlichkeiten. Marmeladen, Honig, Erdnuss-Creme, Ahornsirup, Öle, Oliven, Gurken, Tomaten, Nüssen, gegrillten Paprika, frittierten Würstchen, Pommes, Spiegeleier, Weißbrot usw. usw.

Beispiel eines typisch türkischen Frühstücks

Mir irgendwie unverständlich, warum unsere Mitseglerin mit Laktoseunverträglichkeit sich ausgerechnet sofort auf den Teller mit den verschiedenen Käsesorten stürzt. Mit der, in Deutsch formulierten Frage, ob es sich bei allen Sorten um Schafskäse handelt, war der Kellner natürlich überfordert und hat es höflich bejaht. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf.

Um es gleich vorweg zu nehmen. Wir mussten nicht zum Arzt, nicht ins Krankenhaus. Und wir mussten auch unseren Törn nicht abbrechen. Aber seitdem hat der Begriff Lactose-Intoleranz und hier speziell das Wort Intoleranz, für mich eine ganz neue Bedeutung bekommen.

Gut gestärkt folgt der obligatorische Großeinkauf im Supermarkt. Anschließend ist weiter wuseln und ein erster „Schwumm“ irgendwo im Marina-Bereich sowie eine Runde Dinghi-fahren rund ums Boot angesagt. Was allerdings sehr schnell langweilig wurde. Den geplanten Sonnenuntergang auf den Stufen des Amphitheaters verpassen wir um Haaresbreite. Schönheit braucht halt seine Zeit.       

Das Abendessen nehmen wir im Yessil-Restaurant ein und gehen anschließend noch auf einen Absacker ins Barcelona. Der aller letzte Schluck an Deck fällt wegen Müdigkeit aus. 

Bemerkungen:

Motor 2216,0 Stunden

Log 23432 NM

Blindstopfen gegen Speedlog-Geber getauscht. Beim Betanken des Außenborders ist leider etwas Sprit daneben gelaufen. Gott sei Dank wurde es bald dunkel.

Das Faßbier im Barcelona war leicht säuerlich.

Sonntag 8. Oktober 2023

08:45 Uhr – 1000,5 hPa – teils bewölkt – windstill

Das Frühstück wird unter Deck eingenommen. Ich bin ja kein großer „Frühstücker“ und staune deshalb nicht schlecht, was man morgens alles so wegputzen kann. Aber angeblich soll ja das Frühstück die gesündeste Mahlzeit des Tages sein. Ich halte es eher umgekehrt. Moni und Burkhard kommen kurz zu Besuch um uns zu verabschieden. Um 11:20 Uhr laufen wir aus. Nach der langgestreckten Bucht Buçak Deniz und vorbei an der markierten Gefahrenstelle, probieren wir mit Kurs Richtung Kastellorizon alle Segel aus. Der Wind ist schwach und eigentlich gar kein Segelwind. Aber zum Ausprobieren der einzelnen Segelstellungen ideal für den ersten Tag. Kerstin schlägt sich gut am Steuer.

Ich erfahre, dass unsere Neulinge vor gefühlten 30 Jahren schon einmal auf Segeltörn waren. Dass es in Kroatien wohl schöner sei. Dort bessere Winde geherrscht haben, größere Wellen waren und es ein schnelleres Segelboot war. Und dass man bei Nachtfahrten angeblich nicht aufgestoppt hätte, wenn jemand von Bord gegangen wäre.

Ich tröste mich damit, dass sich die Geschichten im laufe der Jahre verändern. Und wenn die Beiden in ein paar Jahren mal wieder auf Segeltörn sein sollten, es sicher bei mir die besseren Winde die höchsten Wellen und das bessere Boot gegeben hat. Nur einfach weiter fahren würde ich nicht, sollte jemand nachts unfreiwillig von Bord gehen.

Gegen 13:30 Uhr schläft der wenige Wind endgültig ein. Wir motoren in die Bucht bei Inçe Burun. Der Anker fällt bei 11 Meter Wassertiefe und wir stecken 50 Meter Kette. Ankerbier! Baden! Feierabend!

Am Abend gibt es Linguine al Carbonara mit Salat und einen Schluck Rotwein dazu.

Ein halbes Jahr habe ich das schon vermisst. Eine ruhige Bucht. Das im Mondlicht spiegelnde Wasser. Die entfernten und doch sehr hellen Lichter einer Stadt. Den herrlichen Sternenhimmel, ohne Lichtverschmutzung. Leider entscheidet sich die Crew für laute Discomusik und ebenso laute Gespräche. Kann man machen, muss man aber nicht.

Bemerkungen:

Motor 2218,0 Stunden

Log 23438 NM

Wir haben sicherheitshalber einen Brotbeauftragten ernannt. Kerstin wird angewiesen die Weißbrote mehrmals täglich aus den Plastiktüten zu entnehmen, zu lüften und zu wenden.

Montag 9. Oktober 2023

08:30 Uhr – 1000,0 hPa – sonnig – 10kt Wind

Um 4:30 nimmt der Wind stetig zu und wir kommen dem Nachbarschiff, das nach uns noch gekommen ist, deutlich näher. Unser Anker hält. Aber die Schwoi-Kreise überschneiden sich beinahe. Ich mache es mir an Deck so bequem wie möglich und beobachte das Treiben. Bei Sonnenaufgang lässt der Wind nach und ich verkrieche mich wieder in meine Koje unter Deck.

Um 08:30 Uhr kommt Leben ins Boot. Frühstück unter Deck. Schwimmeinlagen rund ums Boot.

Um 11:00 Uhr holen wir den Anker auf. Nach Verlassen der Bucht steuert uns Lydia Richtung Kekova. Gegen 13:00 Uhr erreichen wir die Durchfahrt Akar Boğazi.  Als Mittagshäppchen gibt es Bruscetta. Langsam nimmt der Wind zu. Wir kreuzen und halsen ohne großes Ziel. Übung macht bekanntlich den Meister. Gegen 16:30 Uhr steuern wir die erste Einfahrt in den Kekova-Fjord an und biegen Richtung Polemos Büki ein, wo wir auf 8 Meter Tiefe 50 Meter Kette stecken. Es gibt Kaffee und Klebzeugs (Baklava) und für mich mein Ankerbier. Der elektronische Ankeralarm sorgt für Verwirrung, da optisch keine Drift erkennbar ist. Nachdem der Schwoikreis neu eingegeben ist, sind die Alarme beendet. Merlin tanzt wie gewohnt freudig um die Ankerkette. Bleibt aber an Ort und Stelle. Abends lässt der Wind nach. Herbert bereitet Kartoffelgrößtl mit Schinken, Spiegelei und Zwiebel.

Bemerkungen:

Motor 2221,1 Stunden

Log 23460 NM

Heute mal keine laute Musik an Deck. Dafür aber große Aufregung, weil die Fischerboote so laute Motoren haben.

Dienstag 10. Oktober 2023

08:30 Uhr – 998,5 hPa – sonnig – Windstill

Um 08:30 Uhr kriechen Alle aus den Kojen. Die Nacht war ruhig, sieht man einmal von den üblichen Pinkelgängen ab, an denen ich mich natürlich auch beteiligt habe. Ein Morgenschwumm im Salzwasser mit anschließender kurzer Süßwasser-Spülung. Der Wasserverbrauch ist, entgegen meinen Befürchtungen, sehr diszipliniert. Wenn das so weitergeht, müssen wir nicht mal nachbunkern.

Frühstück wieder unter Deck. Die außergewöhnliche Teezubereitung fasziniert jeden Morgen aufs Neue und treibt so manchen Puls in die Höhe. Zumindest wenn sich im Kaffeefilter mehr Teewasser befindet, als die darunter befindliche Tasse aufnehmen kann.

Heute ist Wandertag angesagt. Das Dinghi wird zu Wasser gelassen. Der Wanderweg führt an Purple House vorbei zur Lykischen Siedlung Apalia.

Ich bleibe an Bord und verlustiere mich indes an der etwas zickigen Toilettenpumpe sowie an einigen unangenehmen aber notwendigen Desinfektionsprozessen.

Gegen 14:45 Uhr nach einigen Mittagshäppchen geht es weiter. Außerhalb der Bucht tümpeln wir bei 3kt Wind dahin. Sehen uns die verwinkelte Piratenbucht näher an und fädeln am östlichen Ende des Fjords wieder ein. Kurs Üçağis.

Nachdem der Anker auf 5 Meter Tiefe und 50 Meter Kette gut festsitzt und das Ankerbierchen geleert ist, holt uns Burcu, Hassans Tochter, um 18:30 Uhr mit dem Boot ab

Es wird wie immer ein gelungener, leicht Raki-Geschwängerter, herzlicher Abend bei Freunden.

Bemerkungen:

Motor 2224,1 Stunden

Log 23474 NM

Mittwoch 11. Oktober 2023

08:30 Uhr – 999,0 hPa – sonnig – Windstill

Nachdem die Wettervorhersage auch für heute nicht viel Wind prophezeit, wollen wir das Gebiet um Kekova verlassen. Es gibt zwei Alternativen. Entweder ein großes Stück nach Westen. An Kaş und Kalkan vorbei bis Karakaören. Oder Richtung Osten nach Finike. Die erste Variante scheint uns dann doch zu weit. Um 11:00 Uhr holen wir den Anker auf und verlassen die Bucht mit Kurs Finike. Entgegen allen Vorhersagen kommt doch brauchbarer Segelwind auf. Mit durchschnittlich 16 kt sind wir bei 1 Meter Welle gut unterwegs.

Am Ruder löse ich mich mit Christian und Herbert ab. Um 16:00 Uhr erreichen wir Gök Limani. Eine weit ausladende Bucht kurz vor Finike. Durch Schwell und schlecht haltendem Ankergrund zum Übernachten nicht geeignet, beschreibt Andrea Horn in ihrem Hafenhandbuch die Örtlichkeit. Aber wir wollen hier sowieso nur zur Kaffeepause und zum Baden einen Zwischenstopp einlegen. Gegen 17:30 Uhr erreichen wir Finike Marina. Wir sind über das SETUR- Reservierungssystem bereits angemeldet und werden auch entsprechend empfangen.

Marina Finike

Wir machen am Steg A am uns zugewiesenen Platz 64 fest. Es gibt erstaunlich viele leere Liegeplätze hier. Der Boom der letzten Jahre scheint vorüber zu sein. Hoffentlich sinken dadurch auch die Liegeplatzgebühren wieder auf ein erträgliches Maß.

Es geht doch nichts über eine ausgedehnte warme Dusche mit Süßwasser.

Zu Abend essen wir, auf Empfehlung von Schiffsnachbarn, in der Stadt in einem Schnellimbiss. Ob´s die Richtige Adresse war, möchte ich aber bezweifeln. Am Rückweg werden wir kurz vor der Marina-Einfahrt förmlich in ein Restaurant hinein bugsiert. Auch als wir beteuern, dass wir bereits satt sind und nur noch ein Bierchen trinken wollen, dürfen wir gerne bleiben. Von der Terrasse aus haben wir einen tollen Rundblich auf die Stadt und den Hafen. Und das noch dazu mit traditioneller Livemusik.

Den zweiten Absacker gibt es an Deck. Zusammen mit den verpönten Käsechips, die in zehn Minuten verputzt waren. Es wird kurz nach Mitternacht bis alle Äuglein zugefallen sind.

Bemerkungen:

Motor 2228,0 Stunden

Log 20420 NM (Die Anzeige liegt um unerklärliche 3.000 Stunden daneben)

Finike – Reservierungs Nr. 7251

Gasflasche gewechselt

Landstrom und Wasser sind hier am Steg kostenlos

Kerstin, die neu gewählte Keilbeauftragte wird abgesetzt, da der Keil wieder fest auf der Ruderwelle sitzt.

Es wird behauptet, dass man in der Mikrowelle Teller vorwärmen kann? Ich verneine das kategorisch, werde aber irgendwie überstimmt. Auch wenn ich mir eigentlich ziemlich sicher bin. Aber was soll´s.

Donnerstag 12. Oktober 2023

08:00 Uhr – 1002,5 hPa – sonnig – Windstill

Kerstin und Herbert nutzen die tolle Morgenstimmung zu einem Ausflug und bringen tolle Bilder mit. Auf dem Weg zum Waschraum treffe ich Marcell. Er ist gerade gestern von einer sechswöchigen Überstellungstour aus Thailand zurück. Er und Joana wollen heute noch weiter nach Osten Richtung Mersin. Ein mir völlig unbekanntes Seegebiet. Ich hoffe bald via Facebook Berichte von den Beiden zu erhalten. Eigentlich wollten sie zur Weihnachtszeit nach Israel segeln. Aber die derzeitige Lage macht dies unmöglich.

Wir legen um 11:00 Uhr ab. Der Nachmittag beschert uns wieder guten Segelwind, so dass wir zurück Richtung Kekova unter Segel aufkreuzen können. Nur einmal brauchen wir kurz den Motor, um uns an einer Außenboje einer Fischzuchtanlage vorbeimogeln zu können.

Fischzuchtanlage

Um 18:00 Uhr erreichen wir die von Ingrid benannte Karibik-Bucht. Es gibt Spaghetti mit zweierlei Saucen und Salat dazu. Für den Absacker an Deck wird jetzt Flutlicht benötigt. Anscheinend um Chips und Wein besser orten zu können. Die Stille und der grandiose Sternenhimmel spielen für Stadtmenschen wohl nur eine untergeordnete Rolle.

So ist um 22:00 Uhr auch schon Zapfenstreich für mich. Eine Zeitlang lausche ich noch den nächtlichen Geräuschen im und rund ums Boot, dann schlafe ich zufrieden ein.   

Bemerkungen:

Motor 2230,7 Stunden

Log 20447 NM (Die falsche Zahlenreihe bleibt weiterhin bestehen)

In Finike Wasser gebunkert.

Dank meines Jahresvertrags in Kaş entstanden keine Liegegebühren.

Den Mann im Marina-Office kannte ich noch von Marmaris. Das ist 5 Jahre her. 

Freitag der 13. Oktober 2023

09:00 Uhr – 1003,5 hPa – sonnig – leichter Wind

Eine neue Idee keimt auf: Kaffeetrinken an Deck! Bei den früheren Törns war es eigentlich üblich, an Deck zu frühstücken. Warum dies bei diesem Törn anders ist. Ich kann´s mir nicht erklären. Vielleicht weil der Tisch unten im Salon größer ist und somit deutlich mehr Proviant aufgetragen werden kann. Als notorischer Nichtfrühstücker kann ich bei dem Thema sowieso nicht mitreden. Aber nach der ersten Tasse hat man sich dann doch zum Großeinsatz unter Deck begeben. Nur ich nicht. Der Morgen an Deck ist zu schön.

Um 10:45 Uhr dampfen wir aus der Bucht. Die Höhle die wir von der Wasserseite aus besuchen wollen, ist mit einer Ankerkette versperrt. Angeblich Einsturzgefahr. So steht es zumindest auf einem Schild. Jetzt hat sie Millionen von Jahren gehalten. Sogar im Frühjahr haben wir den Schiffsbug noch reingesteckt. Und jetzt ist sie auf einmal baufällig geworden. Was aber Kerstin und Herbert nicht hindert, sich schwimmend hinein zu wagen. Die Höhle hat jedenfalls gehalten!

Anschließend tuckern wir am unteren Kap der Insel Kekova vorbei. Aber selbst draußen, auf offener See, weht kein Wind. Wir entscheiden deshalb direkt nach Üçağiz zurück zu fahren und einen zweiten Wandertag einzulegen.  Um 13:45 Uhr ankern wir mit 40 Meter Kette auf 5,5 Meter Tiefe. Die Crew nimmt das Dinghi und wandert zur Burg Kaleköy. Ich bleibe an Bord. Kenn das ja alles schon zur Genüge.

Nachdem der Wind nun doch noch auffrischt, rückt mir eine große Motorjacht auf die Pelle. Einzig eine Frau ist an Bord. Nach deren Hilferufen eilt die Mannschaft von Land zurück und rettet die Jacht, bevor sie an meinem Bug zerschellt und untergeht.

Um 18:30 Uhr werden wir wieder von Burcu abgeholt und kehren ein zweites Mal bei Hassan ein. Diesmal wird´s fleischlastiger. Aber auch heute wieder doppelte Portionen. Ich begnüge mich mit den köstlichen Vorspeisen und einer vorzüglichen Fischsuppe. Die hatte ich hier noch nicht.

Den Absacker gibt es an Deck. Natürlich mit Festbeleuchtung. Bett- bzw. Kojenruhe ist um 23:00 Uhr.    

Bemerkungen:

Motor 2233,6 Stunden

Log 20456 NM (Langsam gewöhne ich mich an die falsche Zahl)

Die tägliche Mottendiskussion.

Merlin steht monatelang leer. Damit sich kein Getier einnistet, stelle ich nach Ende eines jeden Törns an den neuralgischen Stellen Mottenfallen auf. Daran lassen sich, im Laufe der Zeit, auch immer wieder Exemplare an den klebrigen Innenflächen fangen. Nachdem die Tierliebe einiger Crewmitglieder bereits bei Hund und Katz überspannt war, sind diese kleinen Schwebfliegen wohl ein absolutes Nogo gewesen. Leider wurden während des Törns zwei Exemplare unter Deck gesichtet was zu angeregten Diskussionen führte. Ein Begasen des Schiffes wurde angeregt. Ich überleg mir das dann aber erst nochmal. 

Samstag 14. Oktober 2023

08:00 Uhr – 1001,0 hPa – sonnig – Windstill

Täglich wird es morgens später. Aber wir haben heute keine Eile. Wir müssen nur zurück, in die Bucht vor Kaş. Der zweite Versuch an Deck zu frühstücken scheitert kläglich. Vermutlich wieder an der Vielfalt und Menge an Essen. Ich bleibe mit meiner Tasse beharrlich an Deck im Schatten sitzen. Um 11:00 Uhr holen wir das Grundeisen an Deck. Nachdem der Anker sauber und der Schrubber gerettet ist, geht die Fahrt los. Erst nach der Durchfahrt bei Akar Boğazi kommt einigermaßen brauchbarer Wind auf. Wir kreuzen, so sportlich wie möglich auf, und kommen gut voran. Ab 16:30 Uhr hilft der Motor mit und die Fock wird eingeholt. Die letzten Umdrehungen der Rollfock gehen ziemlich streng und es muss vom Bug aus nachgeholfen werden.

Um uns herum ziehen Gewitter auf. Die Wolkentürme sind ein herrlicher Anblick, in der tief stehenden Sonne. Skipper werden bei diesen Ausmaßen allerdings eher unruhig. Das Wetterradar meint, dass sich die Gewitter ins Landesinnere verziehen werden. Hoffen wir´s.

Abends gibt es Schinkennudeln mit Salat und den restlichen Rotweinbeständen. Bettruhe ab 22:00 Uhr

Bemerkungen:

Motor 2236,0 Stunden

Log 20462 NM

Nachthimmel bis in die Morgenstunden von Blitzen erhellt. Die Gewitter haben uns aber nicht erreicht. Nachts hat der Wind gedreht und aufgefrischt. Aber der Anker hält.

Sonntag 15. Oktober 2023

06:30 Uhr – 996,0 hPa – sonnig mit Rest-Gewittertürmen – Windstill

Um 07:00 Uhr Anker auf. Ich will zeitig zurück sein, da ab 10:00 Uhr mit auflandigem Starkwind zu rechnen ist. Um 08:30 Uhr gehen wir an der Tankstelle längsseits und bunkern 66 Liter Diesel nach. Um 09:00 Uhr sind wir an unserem angestammten Platz Nr. 1 am Steg C.

Zwölf Minuten lasse ich mir das Duschwasser über den Kopf rieseln, während die Anderen sich noch leicht müffelnd mit Frühstück vollstopfen. Ich denke ich habe in dieser Woche so circa die Hälfte der Durchschnittsmenge verzehrt. Essen war ja auch während des gesamten Törns Thema Nr. 1. Leider bin ich aber wohl kein guter Kostverwerter. Ich würde bei den vertilgten Mengen deutlich zunehmen.

Die Crew unternimmt einen Ausflug zu den Höhlen oberhalb Kaş. Mich besuchen inzwischen Moni und Burkhardt an Bord und anschließend Serkan. Mit Serkan habe ich Vieles zu besprechen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Abends steuern wir das Sempati-Restaurant an, wo ich mein obligatorisches Törn-Abschlussessen in Form eines Rinderlendensteaks bestelle. Aber auch die anderen Crewmitglieder sind von den Kochkünsten überzeugt.  

Bemerkungen:

Motor 2238,2 Stunden

Log 20468 NM

Montag 16. Oktober 2023

09:00 Uhr – sonnig

Der Tag ist geprägt von Aufräumarbeiten. Nach dem türkischen Frühstück im Passarella wird das Dinghi entsalzt, getrocknet und eingepackt. Ich organisiere einstweilen den Reinigungsdienst für Boot und Bettwäsche. Schließe nach intensiven Verhandlungen einen weiteren Jahresvertrag mit der Marina ab und verstaue meine persönlichen Utensilien an Bord.

Gegen 15:00 Uhr heißt es Abschied nehmen. Der Bustransfer bringt uns nach Antalya zum Flughafen. Dort ist das Gewusel so groß wie damals vor Corona. Niemand will auf seine Annehmlichkeiten und seine Urlaubsreisen verzichten. Und irgendwie verstehe ich das ja auch.

Für den Rückflug habe ich mir wieder einen Fensterplatz ergattert. In Reiseflughöhe angekommen bestelle ich mir ein Fläschchen Rotwein. Nicht gerade billig. Aber das ist es mir jetzt wert. Ich genieße jeden Schluck und beginne, ziemlich entspannt meinen Törnbericht zu schreiben.

Bemerkung

Gesamtstrecke 139 NM

Gesamt Motorlaufzeit 25 Std.

Dieselverbrauch 66 Liter

Kein Zwischenfall, kein Unfall. Bis auf eine leicht lädierte Zehe, keine nennenswerten Verletzungen.

Alles gut !!

Danke an Herbert und Christian die bei Problemen immer sofort mit dem Werkzeugkoffer zur Stelle waren. Und danke für die schönen Bildbeiträge.