Ein etwas längerer Reisebericht über einen etwas längeren Segeltörn
Als wir 2008, nach vielen vorangegangenen Chartertörns, unsere MERLIN kauften, schwang immer die Idee einer Weltumsegelung mit. Zunächst sollte das Boot aber verchartert werden und die zugesagten jährlichen 8% Rendite einbringen. Wenn wir dann irgendwann mal in den Ruhestand treten, sollte es losgehen.
Aber wie das Leben so spielt, werden aus Riesen oft Zwerge. Und so schrumpften auch unsere Pläne Jahr für Jahr und Stück für Stück zusammen. Nach dem Konkurs des Charterunternehmens, verbunden mit für uns hohem Geldverlust, blieb von der Weltumsegelung nur eine Mittelmeerumrundung übrig. Und als wir im März 2018 in den Vorruhestand traten, wurde auch daraus „nur“ noch ein etwas längerer Türkei-Griechenland-Törn. Trotzdem sollte es unser bislang größtes und schönstes Segelabenteuer werden.
Neun Wochen zu zweit auf See, das ist nicht nur eine technische und logistische, sondern auch eine zwischenmenschliche Herausforderung. Aber was soll ich sagen, abgesehen von einigen holprigen Anfangsschwierigkeiten hat dann doch alles bestens geklappt.
Die Reise beginnt in Göçek.
Bei den Felsengräbern laufen viele wilde Schildkröten herum
Mitte März sind in der Türkei bereits T-Shirt Temperaturen. Aber das Wetter ist noch launisch und die Nächte kalt. Sehr kalt sogar. So wärmt uns abends der kleine Heizlüfter unter Deck, den ich vor Jahren in Kuschadasi gekauft habe. Geht aber leider nur unter Landstrom. Die ersten Tage verbringen wir mit Vorbereitungen und Landausflügen. Man hat ja schließlich Zeit, viel Zeit. So plaudern wir viel mit der Stützpunktcrew und mit anderen Seglern. Wir lernen unter anderem die Felsengräber in Fehtyie, den berühmten Fischmarkt und die verlassene Stadt Kayaköy kennen. Wir reisen vorwiegend mit den regionalen Kleinbussen, den sogenannten Dolmush. Günstiger kann man nicht reisen. Einfach genial. Leider gibt es sowas nicht in Deutschland. Oder Gott sei Dank! Denn bei unserer typisch deutschen Einstellung würden sich Fahrer, Fahrgäste, Passanten und Verkehrspolizisten in kürzester Zeit gegenseitig umbringen.
In den Lokalen sind wir meist die einzigen Gäste, werden aber immer zuvorkommend und nett bedient. Die Saison hat noch nicht begonnen und der türkische Wahlkampf trägt sein Übriges dazu bei.
Trotz nächtlicher Tiefsttemperaturen nabeln wir uns am 25. März vom Landstrom und den Annehmlichkeiten der D-Marin Göçek ab und machen uns auf die Reise. Zunächst bleiben wir noch im Bereich um Göçek, der sogenannten Bucht von Fethyie, die ich immer als türkischen Bodensee bezeichne. Viele Charterkunden verlassen dieses Gebiet auf ihrem Törn überhaupt nicht. Fast komplett von Land umschlossen, gibt es moderate Winde bei wenig Welle. Und an jeder Ecke eine nette Taverne. Ideal für Familientörns. Nur bei uns bläst es jetzt ohne Unterlass, so dass sich am nächsten Morgen an unserer Mooring-Tonne die Festmacherleine bis auf ein paar Kardeele durchgescheuert hat. Beinahe hätte unsere Reise bereits zu Anfang wieder geendet. Zwei Tage später verlassen wir das Revier und gehen Richtung Norden nach Ekinçik. Die Sonne versucht sich durch den Saharastaub zu kämpfen. Die glatte See wechselt schlagartig beim Verlassen des „Bodensees“ in langgezogene 2 Meter Wellen, aber ohne großartigen Wind. Ziemlich durchgeschaukelt erreichen wir abends als einzige Yacht die MyMarina. Das Restaurant ist noch im Dornröschenschlaf. Nach einer knappen Stunde Fußmarsch bekommen wir im Dorf in einer Lokanda bei den Einheimischen Essen und Getränke. Sogar eine Flasche Rotwein findet sich in der Abstellkammer des nur spärlich überdachtem Lokal. Ein Gast fährt uns anschließend mit seinem Auto zurück zum Schiff.
Der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Wir brechen am nächsten Morgen zeitig auf, um vor dem Regen in Marmaris zu sein. Netzel Marina Marmaris, der Beginn meiner seglerischen Aktivitäten. Das müsste so ungefähr 30 Jahre her sein. Im strömenden Regen gehen wir zum Marina-Office. Der Typ hinterm Schalter grinst, als ich seine Visitenkarte zücke. Er hat jahrelang in Düsseldorf gelebt und ich hab ihn schon vor Jahren bei einem Überführungstörn kennen gelernt. So klein ist die Welt. Selbst meine alte Plastikkarte für den Landstrom funktioniert hier noch. Wir bleiben ein paar Tage. Die Einkaufsliste liest sich recht abenteuerlich. Mooring-Handschuhe, Zahnputzbecher, Kippschalter, Lötkolben usw. Die Altstadt ist mittlerweile ein komplett überdachter Bazar geworden. Eine Touristenhochburg mit lauter Discomusik bis zum Hafen. Aber laut war Marmaris eigentlich schon immer.
Am 30. März, es ist Karfreitag, geht es bei blauem Himmel weiter Richtung Nord. Bei bis zu 30kt Wind und gut Welle wird es ein ziemlicher Ritt. Gegen 16:00 Uhr erreichen wir die Bucht von Nemo. So haben wir sie vor Jahren getauft. In der Karte heißt sie Serçe Limani. Die Einfahrt ist nur sehr schwer auszumachen. Dahinter öffnet sich eine Art Fjord. Von den zwei Tavernen wurde eine rückgebaut. Die Andere, an deren klapprigen Steg wir festmachen, macht erst in einer Woche, quasi zu Saisonbeginn, wieder auf. Die 0,6 Meter Wasser unterm Kiel beunruhigen mich schon etwas. Ein Fischer verkauft uns seinen Fang. Die Meerbarben werden zum Karfreitagskarpfen umgetauft. Ein herrliches Gericht, noch Wochen danach finden sich Schuppen davon in der Pantry. Ich muss noch viel lernen, warum habe ich den Fang nicht an Deck geputzt. Es ist eine ruhige und sternklare Nacht. Leider kann man ohne Schüttelfrost nicht lange draußen sitzen.
Teils unter Motor, teils voll besegelt fahren wir am nächsten Tag weiter, vorbei am Kap Karaburun und biegen in den Hisarönu Körfezi ein. Ein gemütlicher Segeltag. Nur als wir unserem Ziel näher kommen frischt der Wind krass auf. Ein einziger Platz ist am Gemeindesteg des Dorfes Selemiye Köyu noch frei. Die Gasse zwischen zwei Yachten ist ziemlich eng, was aber bei dem Wind eher von Vorteil ist. Der Hafenmeister ist sehr Hilfsbereit und Ingrid kann erstmals ihre Mooring-Handschuhe testen.
Selemiye Köyu
Auch dieses Dorf befindet sich noch im Dornröschenschlaf. Der einzige Laden der geöffnet hat, ist eine Bäckerei. Abendessen also an Bord aber mit Katzenbesuch.
Nachts immer wieder starke Fallböen. Auch der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Ein Tiefdruckgebiet ist im Anmarsch.
Es ist Ostersonntag, der 1. April. Es pfeift immer noch heftig von den Bergen herab. Ungewaschen und ungefrühstückt machen wir uns auf den kurzen Weg zur Marti Marina bei Orhaniye. Der Wind nimmt stetig zu. So ist es beruhigend, dass uns gleich drei Helfer im Pilotboot beim Anlegen zur Seite stehen. Aber alles klappt perfekt. Langsam sind wir ein eingespieltes Team.
Orhaniye ist ein weit auseinandergezogenes Dorf mit viel landwirtschaftlicher Fläche und keinerlei Versorgungsmöglichkeiten. An einer Art Tankstelle an der Durchgangsstraße wollte man uns für 4 Äpfel ein Vermögen abnehmen. Nein danke! Das Strandrestaurant Orhaniye Incir hat als Einziges geöffnet. Essen und Service sind ganz OK. Nachts zieht die Front durch und schüttelt uns selbst in der geschützten Marina ziemlich durch.
Frohe Ostern!
Obwohl die meisten Yachten noch an Land stehen, waren der Supermarkt und ein Restaurant in der Marina geöffnet. Sogar unsere Wäsche konnten wir zum Waschen abgeben. Auch die erste leere Gasflasche kann problemlos getauscht werden.
Am Dienstag stellt sich stabiles Hochdruckwetter ein. Schnell noch mal duschen, Boot fertig machen und los geht´s Richtung Westen, Kurs Palamut Bükü. Querab Simi muss der Motor mithelfen, ab Inçe Burun geht es dann wieder mit reiner Windkraft voran. Hayit Bükü, das wir als Erstes anlaufen, ist durch Fallböen als Ankerplatz heute absolut ungeeignet. Also weiter zum Hafen von Palamut Bükü. Die Einfahrt ist versandet und daher Vorsicht geboten. Im Hafenbecken herrscht ein rechtes Leinen- und Ankergewirr. Der uns zugewiesene Platz gefällt uns nicht besonders, so dass wir 10 Minuten später wieder draußen sind und vorm Hafen ankern. Nach einem ruhigen Sundowner setzten auch hier Fallwinde ein und bescheren eine extrem unruhige Nacht. Gegen 2:00 Uhr ist keine Ankerwache mehr notwendig. Dafür setzt Schwell ein, so dass einmal sogar die Besteckschublade aufspringt. Interessant ist, dass es zu der Jahreszeit nachts immer richtig bläst und tagsüber der Wind gerade so zum Segeln reicht. Umgekehrt wär´s deutlich entspannter.
Wir verlassen den Bereich der Daça Halbinsel mit einem kurzen Abstecher zum antiken Knidos. Den Gökova Körfezi lassen wir aus. Es geht stundenlang zum Teil unter Motor an der Insel Kos vorbei. Je näher wir unserem Tagesziel, der D-Marin Turgutreis, kommen, desto mehr nimmt der Wind zu, leider wieder exakt gegenan. In Turgutreis, der zweitgrößten Marina der Türkei, sind unsere Schiffsdaten noch im Computer gespeichert. Wir checken gleich für zwei Tage ein und unternehmen Tagesausflüge nach Bodrum und Turgutreis, kaufen einige Leinen und verproviantieren MERLIN neu.
Freitag, 6. April. Es ist wolkig geworden. Frühstück unter Deck, noch mal duschen, dann geht´s weiter. Zunächst unter Motor Richtung Norden an Gümüslik vorbei. Dann in den Güllük-Golf. Wir segeln mit 2 bis 3 Knoten Fahrt durch den Golf. Ab Asim Körfezi werden es dann 5 Knoten. Leider geht unser Windmesser nicht mehr. Wir steuern Port Iassos an.
Es gibt nur wenig Informationen über diese Marina, da sie noch nicht sehr lange besteht. Auch hier hat die Saison noch nicht begonnen. Man bemerkt uns erst, als wir bereits einen Anlegeversuch starten. Natürlich unter Fallwinden. Das Personal der familiär geführten Marina ist überaus freundlich und hilfsbereit. Im Büro erfahren wir, dass unsre Nachbaryacht dem Schauspieler Sigmar Solbach gehört. Leider ist er nicht anwesend, wir hätten ihn gerne kennengelernt. Es ist die günstigste Marina auf unserer Türkeireise. Wahrscheinlich weil u.a. keine Krananlage und keine Tankstelle vorhanden ist. Auch die Anreise ist etwas umständlich. Zwar fliegen im Sommer genügend Airliner Bodrum an, aber den letzten Streckenabschnitt muss man mit einem Fähr-Gullet zurücklegen. Am Hang befindet sich eine Geisterstadt. Alles leerstehende neue Villen, die bereits wieder dem Verfall ausgesetzt sind. Zum Marina-Service gehört der kostenlose und mehrmals täglich verkehrende Gullet-Transfer nach Güllük, den wir zu einem Tagesausflug nutzen.
Stadtstrand von Güllük. Gegenüber liegt die Marina unterhalb der Villen-Geisterstadt
Es wird langsam Sommerlich warm. Bei Blumenkohlwolken sitzen wir abends im T-Shirt an Deck und planen die Weiterreise. Didim – St. Nikolo – Kuşadasi – Samos usw. usw.
Der Wetterfrosch hat für Nachmittag Gewitter angekündigt. Wir starten deshalb zeitig, um trockenen Fußes in Didim anzukommen. Alle Segelversuche schlagen fehl. Es herrsch zu wenig Wind. Erst kurz vorm Anlegen frischt er auf. Aber das kennen wir ja bereits. Der abendliche Besuch des Apollo-Tempels endet jäh mit einem Wolkenbruch. Ein Supermarkt bietet Unterschlupf. Dort gibt es auch Regenschirme zu kaufen. Ziemlich durchnässt kehren wir zu MERLIN zurück. Dann wird´s halt ein gemütlicher Fernsehabend unter Deck. Dank Bord-WLAN und Frankenschau.
Unser nächstes Ziel ist die Bucht St. Nikolo am türkischen Festland gegenüber der Insel Samos. Doch vorher werden in der Marina noch mal 70 Liter Diesel getankt und 20 im Kanister gebunkert. Nach dem Kap Tekagaç bringen uns achterliche Winde Richtung NNW, entlang der Küste. Um 16:30 Uhr erreichen wir St. Nikolo. Der Wind bläst mittlerweile wieder recht ordentlich und macht den Ankerplatz unsicher. So versetzen wir weiter nach St. Paul. In der Karte Su Adasi genannt, wo sich das Eisen bei 5 Meter Wassertiefe in den Sand gräbt . Gegen 21:30 Uhr, es ist schon dunkel, nähert sich langsam tuckernd ein Fischerboot. Die Jungs versuchen ihr Netz, das sie einholen, unter MERLIN vor zu bringen. Vergeblich. Die Boote berühren sich mehrmals, dann wird das Netz kurzerhand mit dem Messer gekappt. Nach einer halben Stunde kommt der Fischer von der anderen Seite um das andere Netzende einzuholen. Das gelingt. Es hat sich zum Glück nicht unter unserem Rumpf verfangen. Keiner schimpft oder flucht. In gebührendem Abstand machen die Fischer ein Schläfchen. Aber nach drei Stunden, es ist immer noch stockdunkel, legen sie das geflickte Netz wieder aus. Diesmal allerdings mit vielen Blitzlichtern dran. Morgens holen sie Ihre Beute ein. Wir nehmen ein Sonnenbad in der Bucht, die uns für ein paar Stunden alleine gehört. Um 10:30 Uhr gehen wir Anker auf, runden Kap Dipburun und machen uns auf den Weg nach Kuşadasi. Immer brav an der türkischen Küste entlang, da uns ein griechisches Kriegsschiff beobachtet, oder sagen wir eskortiert. Meinen wir jedenfalls. Das Meer ist glatt wie die Folie damals in der Augsburger Puppenkiste. Wir nehmen direkten Kurs 030 Grad nach Kuşadasi.
Um 15:00 Uhr machen wir am Steg L fest. Annähernd an der Stelle, wo MERLIN über ein Jahr seinen Platz hatte. Esra, die Frau von Günter, begrüßt uns herzlich. Auch die anderen Gesichter kommen mir noch bekannt vor. Es ist ein bisschen wie heimkommen. Am nächsten Morgen kümmert man sich um die defekte Windanlage und noch ein paar weiter Baustellen. Gegen Mittag fahren wir mit dem Dolmush nach Ephesus und zur Kapelle der Jungfrau Maria. Ich mache mir normalerweise nichts aus alten Steinen, aber diese historische Stätte muss man gesehen haben. Es ist sehr beeindruckend, ja beinahe überwältigend. Als wir zur Marina zurückkommen, liegt bereits unsere gewaschene Wäsche an Deck. Nachts ist noch eine deutsche Dreier-Crew mit dem Taxi angekommen und belegt eines der Nachbarboote. Auch eine Rentnercrew, wie uns scheint. Am nächsten Morgen stellt sich der Skipper bei uns vor. Er heißt Walter. Ein sehr sympathischer Typ mit dem man gerne plaudert. Er erinnert mich auch irgendwie an Jemanden. Meinen Namen kann er sich ganz gut merken, meint er. Sein Sohn heißt auch Thomas. Merkwürdiger Zufall, mein Vater hieß auch Walter. Und jetzt weiß ich auch, an wen er mich erinnert.
Mittlerweile hat der Elektriker eine neue Platine für unsere Windanlage aus Izmir geholt. Wir unternehmen einen Museumsbesuch auf der vorgelagerten Taubeninsel. Übrigens, Kuş heißt auf Türkisch Taube und Adasi natürlich Insel. Kuşadasi – die Taubeninsel! Mittags essen wir in der Stadt in einem Einheimischen-Lokal für 17 Türkische Lira. Das sind umgerechnet 3 Euro und 50 Cent für 2 Personen incl. Suppe und Getränke und Tee auf´s Haus.
Freitag der 13. April. Auf nach Samos.
Gestern haben wir noch mit Tassos, einem Agenten auf Samos, Kontakt aufgenommen und uns für heute Nachmittag angekündigt. Er wird uns beim einklarieren helfen. Die Überfahrt bis Samos Marina ist in knapp drei Stunden bewältigt. Das GPS zeigt exakt den Grenzverlauf an. Um 12:45 holen wir die türkische Gastlandflagge ein und setzen feierlich die Griechische.
In Samos ist alles etwas anders. Griechisch halt. Wir müssen fünfmal über Funk rufen, bis wir Antwort erhalten. Niemand geleitet einen zum Liegeplatz. Das ist eigentlich nicht weiter schlimm. Nur eben anders. Etwas ungewohnt wenn man, wie wir, in der Türkei mit Service verwöhnt wurden. Die dunkelhaarige Schönheit im Marina-Büro entschädigt nur teilweise für den geringeren Service. Auch die Liegegebühren sind in Griechenland anders. Und zwar deutlich günstiger. Nach dem ersten Waschraumbesuch kann man sich auch denken warum. Aber das ist schon ok, man muss halt beginnen griechisch zu denken. Dann passt das schon wieder.
Etwa 30 Minuten nach unserer Ankunft steht Tassos vor unserer Pasarella. Er erleichtert uns um unsere Ausweise und die Schiffspapiere. Nach einer Stunde ist er wieder zurück. Sein Kumpel auf der Polizeistation hat Urlaub und der Stellvertreter möchte uns dann doch persönlich kennenlernen. So werden wir kurzerhand zur Polizeistation gefahren und sind drei Minute später eingebürgert wieder draußen.
Pyhtagoreon auf Samos
Die Luft steht in der Marina. Endlich ist es richtig Sommer geworden. Abends nehmen wir den Schotterweg am Ufer entlang zur Stadt Pythagorion. Auch hier bin ich vor 12 Jahren schon mal entlang gelaufen. Wir machen einen Stadtbummel, hören seit langem mal wieder Kirchenglocken und finden in einer engen Gasse eine typisch griechische Taverne mit Hausmannskost, Ouzo und Retsina.
Am anderen Morgen spielt Tassos den Reiseführer für uns. Aus seinem Auto aus zeigt er uns die Gegend und macht Vorschläge für Wanderungen. Letztendlich setzt er uns an einem Bergkloster ab, wo sich in einer Tropfsteinhöhle ein Altar befindet. Nachmittags machen wir eine Taxifahrt nach Samos Stadt. Ein quirliger Ort mit großem Hafen. Dort treffen wir auf zwei deutsche Rettungskreuzer und sprechen mit einem der Kapitäne. Sie sind schon seit Monaten hier stationiert und haben bereits viele Flüchtlinge aus dem Wasser gezogen. Nicht immer Lebende. Keine einfache Aufgabe. Ich habe geörigen Respekt.
Am nächsten Tag besichtigen wir den Tunnel des Eupalinos. Er wurde vor 2.600 Jahren über einen Kilometer durch den Berg gegraben und diente zur Wasserversorgung. Die Grabungen starteten von beiden Seiten gleichzeitig. Und man hat sich in der der Mitte getroffen. Respekt! Auch den Flughafen von Samos, mit dem abenteuerlichen Anflug, lassen wir uns nicht entgehen. Am Abend gibt es noch die vorbestellte Moussaka bei Maria in unserer „Stammkneipe“. Dann müssen wir Abschied nehmen.
Dienstag, der 17. April
Es geht nach Agathonisi, einem kleinen Klecks auf der Seekarte. Die Südseite ist sehr zerklüftet mit schönen Ankerbuchten. Wir fahren mit dem Dinghi und einer Flasche Rotwein an den menschenleeren kleinen Kiesstrand. Diese Sonnenuntergänge sind wie Meditation. Kein Mensch weit und breit. Kein Lärm. Nur die Sterne und die Spiegelung des Mondes im Wasser.
Mittwoch, der 18. April
Im Gegensatz zum Strandbesuch war die Nacht dann doch nicht ganz so ruhig. Einsetzender Wind hat zweimal den Ankeralarm ausgelöst. Und weil Merlin immer so gerne mit dem Wind tanzt, klopft die Kette ziemlich lautstark gegen den Metallbeschlag am Bug. Auch die Ankerkralle hilftbei so großen Drehungen nicht dagegen. Gegen 10:00 Uhr holen wir den Anker ein und nehmen Kurs Leros. Knapp eine Stunde später meldet sich der Wind wieder, der, seit er unseren Anker sah, schlagartig verstummte. Wir peilen die Nordspitze der Insel an. Neben den vielen Fischzuchten gibt es zwei Marinas, die von einer Landebahn getrennt sind. Vergeblich suchen wir durchs Fernglas den dazugehörigen Hafen. Später erfahren wir, dass es hier nur Landliegeplätze und einen Travellift gibt. Wir drehen nach Südost und erreichen um 15:30 Uhr unser Ziel, die Stadt Lakki.
Leros hat eine unrühmliche Vergangenheit als Irrenhausinsel. Lakki hat einen für Griechenland untypischen Baustil. Wir sind beim Stadtbummel auch beide nicht besonders beeindruckt. Lange dauert es, bis wir ein uns passendes Lokal finden. Dort erhalten wir das schlechteste Essen unserer Reise, zum teuersten Preis.
Donnerstag, der 19 April.
Der Windfinder meldet stürmisches Wetter für die nächsten Tage. Und obwohl wir für zwei Nächte Hafengebühr entrichtet haben, brechen wir Hals über Kopf auf. Entgegen unseren Plänen nehmen wir Kurs zurück zum türkischen Festland. Als wir durch die Passage zwischen Leros und Kalimnos sind, wird’s richtig Windig. Mit stark gerefften Segeln geht´s in Schussfahrt dahin. Auch die Wellen sind nicht von schlechten Eltern. Die nächste schützende Marina ist Turgutreis wo wir um 14:30 Uhr an unserem alten Platz festmachen. Die Crew im Büro ist zwar etwas verwundert, dass wir schon wieder da sind, können es aber bei der Wetterlage ganz gut verstehen.
Der Starkwind lässt nicht nach und wir bleiben ein paar Tage. Aus dem geplanten Trip nach Pamukale wird es dann allerdings doch nichts. Der letzte Bus ging gestern, der Nächte erst am Montag. Wir gehen einkaufen sitzen im Kaffee, bummeln durch die Straßen und reservieren einen Tisch für Samstagabend in einem Fischrestaurant, in dem wir die Vorspeisen schon mal vorgekostet haben.
Von Werner, einem Hessen der mit seiner 44er Bavaria unterwegs ist, erfahren wir, dass die Bavaria-Werft gestern Konkurs angemeldet hat. Werner hatte früher seine Yacht über die Fränkische Firma Franken & Meer verchartert. Die Agentur war in unserer Stadt beheimatet. So klein ist die Welt.
Montag 23. April
Es geht nach Kos. Herrlicher Segelwind. Wir sind mit 6 Knoten gut unterwegs. Im Fahrwasser müssen wir immer wieder ziemlich großen Frachtern ausweichen.
Danach riecht es eine Zeitlang wie daheim im Heizungskeller. Und das Wasser wandelt sich zur schillernden Brühe. Welcher der Große der Übeltäter war, ist schlecht auszumachen. Die Strecke ist ziemlich befahren. Aber eine riesen Sauerei ist es allemal. Gegen Mittag sind wir bereits am Tagesziel, holen die Segel ein und melden uns über Funk bei der Marina Kos an. Wir lassen einen anderen Segler mit Motorschaden den Vortritt, bevor wir am Steg F anlegen. Der Abendspaziergang führt uns zum Stadthafen. Auch hier kommen Erinnerungen an einen früheren Törn hoch. Zum Abendessen haben wir uns die Taverne MπAXAPIA ausgesucht, in der nur Einheimische sitzen. Wir werden nicht enttäuscht.
Morgens weckt uns ein Betonmischfahrzeug. Direkt an unserem Heck bessern Arbeiter die Pier aus. Allerdings typisch griechisch. Nachdem der Glattstrich fertig war, kamen zwei Kleinbusse und haben ihr Reifenprofil in der frische Betonschicht verewigt. Nachmittags sehen wir uns die Platane des Hyppokrates an.
Donnerstag, der 26. April
Nach einem weiteren kurzen Übernachtungsstopp in einer Bucht am türkischen Festland, steuern wir die Insel Symi an. Zuvor gibt es Frühstück an Deck. Es ist sommerlich warm geworden. Die Durchfahrt zwischen der Insel Nimos und Symi ist atemberaubend. Das Hafenhandbuch meint, man soll sich nicht nervös machen lassen, ob der geringen Tiefe und der wechselnden Wasserfarbe. Hinter dem eigentlichen Haupthafen im Postkartenmotiv, gibt es eine tief einschneidende Bucht. Dort fällt unser Ankerpärchen auf 17 Meter in gut haltenden Schlick. Ingrid geht erstmals ohne Neopren ins Wasser. Es ist Sommer geworden. Im einzigen Strandkaffee gibt es, Dank der EU, 0,3 Liter Bier für 3,40 Euro. Quasi ein Euro pro Schluck. Nachdem wir die einzigen Gäste sind, entscheidet die Wirtin in 15 Minuten zu schließen. Abendessen also an Deck. Es ist windstill und wird sternenklar.
Am Morgen, als die Sonne über die Hügel spitzt, sehen die Hänge wie abgeschmolzene Gletscher aus. Total Karg, ohne einen grünen Fleck. Landwirtschaft ist auf Symi offensichtlich nur eingeschränkt möglich. Unser heutiges Tagesziel, Rhodos Marina. Die ewig „Unvollendete“. Um 10:30 Uhr zerren wir die Anker aus dem Grund und befreien sie mühselig vom Schlick. Anschließend muss das ganze Boot gereinigt werden. Um 11:30 Uhr querab Karaburun passieren wir ein dümpelndes griechisches Kriegsschiff. Dann kommt endlich Wind auf und wir segeln mit gemütlichen 3kt Richtung Nordspitze von Rhodos. Die Handbücher und selbst der Kartenplotter sind sich nicht ganz einig, wo denn die Marina genau liegt. Im zweiten Anlauf finden wir die Einfahrt. Eine Kennzeichnung wäre sehr hilfreich gewesen, da es mehrere Häfen ringsum gibt. Wir parken MERLIN achteraus bei 18 Knoten Wind in einen Seitensteg ein. Es gibt kein Mooring-System. Antonia erleichtert uns für zwei Nächte um 80 Euro. Der Eincheck ist problemlos, schließlich hatten wir uns gestern bereits per Mail angekündigt. Bisher liegen wir alleine am Steg, dann laufen 12 Regattaboote beinahe zeitgleich ein. Wahrscheinlich alles perfekte Segler, nur vom Anlegen leider nicht die geringste Ahnung. Ich stürme aus dem Marina-Kaffee, weil ich echt Angst um unser Boot habe. Die Marina-Crew kann aber Schlimmeres verhindern.
Wir haben nichts gegen Ausländer. Schließlich sind wir selbst auf der ganzen Welt Ausländer. Man darf auch Nichts verallgemeinern. Aber wenn 12 Crews Russen aus Dusche und Toilette kommen, brauchst Du da hinterher nicht mehr rein. Das Abendessen nehmen wir, weit entfernt der Touristen, in einer unscheinbaren aber urigen Taverne ein. Und wieder haben wir mit unserer Entscheidung ins Schwarze getroffen. Nach Retsina und einigen Gläsern Ouzo werden wir etwas melancholisch. Zu viele sind in letzter Zeit von uns gegangen. Wir stoßen auf Karin an, auf Herbert, auf unseren Papagei, unseren treuen Hund, auf meinen Vater und noch so einige, die wir in diesem Leben wohl nicht wieder sehen werden.
Samstag, der 28.04.
Hier soll er mal gestanden haben.
Wir besichtigen die Altstadt von Rhodos. Die Stadt ist sehr touristisch, groß und laut. Sie hat doppelte Stadtmauern. In deren circa 3 Kilometer langen Burggraben steht die Luft wie in der Sauna. Im Stundentakt landen die Flugzeuge über unseren Köpfen hinweg und karren Touris an.
Am Nachmittag bereiten wir MERLIN auf die Weiterreise vor und bemerken dabei Wasser in der Bilge. Der Geschmackstest sagt Süßwasser, vermischt mit Öl und anderen Feinheiten. Nach dem Lenzen ist Ruhe. Pumpe, Wasserboiler, Außendusche, nirgends ist ein Leck erkennbar.
Sonntag, der 29.04.
Wir klarieren über Michalis, einem Agenten, aus Griechenland aus und machen uns um 9:00 auf den Weg zurück zum türkischen Festland. Das Wasser in der Bilge steigt wieder an. Wir ändern unsere Pläne und gehen auf Kurs 090 Richtung Göçek zu einem Wartungs-Zwischenstopp. Nach 6 Stunden erreichen wir den „Bodensee“. Ein wahrer Schwarm an Segelyachten kommt uns entgegen. So viele Yachten haben wir die letzten 5 Wochen zusammen genommen nicht gezählt. Die Saison hat augenscheinlich längst begonnen und gestern war auch noch „Bettenwechsel“ in den Charterbasen. Um 17:15 Uhr legen wir an unserem Haus-Steg an.
Am nächsten Tag ist bei der Stützpunktcrew Off-Day. Wir schließen uns an und legen einen Ruhetag am marinaeigenen Sandstrand ein. Es folgt eine improvisierte Bandprobe mit Minikeyboard und CD. Denn unmittelbar nach unserer Rückkehr steht ein wichtiger Auftritt an. Da muss ich fit sein. Abends lassen wir´s im Çan Restaurant mal so richtig krachen. Unzählige Vorspeisen, Dorade, Rinder Filetsteak und Nachtisch. Das Ganze für sage und schreibe 180 türkische Lira, entspricht 35,- Euro. Geht doch, für zwei Personen?!
Am Dienstagmorgen geht es los. Die Wasserpumpe wird abgedichtet und der undichte, ölige Saildrive repariert. Gegen 15:00 Uhr sind, dank Serkan, die Arbeiten abgeschlossen. Auch die verschlissene Moooring-Leine wird gleich mit getauscht.
Mittwoch 02.05.2018
Nach einem Zwischenstopp an der Tanke und dem Check des verstopften Fäkalientanks geht es weiter die türkische Küste entlang. Diesmal Richtung Süden. Gemiler Adasi ist unser geplantes Ziel. Der Wetterbericht kündigt nachts zunehmende und drehende Winde an. Wir entscheiden uns deshalb für eine Mooring-Tonne vor dem Restaurant bei Karacaören. Ein Ton aus dem Nebelhorn und wir werden von Chef persönlich mit dem Boot abgeholt. Es ist eine sehr einfache Taverne, wie wir es gerne haben. Die selbst gebackenen Brote und Speisen aus dem Holzbackofen sind gut. Man ist sehr um die Gäste bemüht.
Donnerstag 03.04.
Der Wetterbericht meldet Starkwind für die ganze Region. Das ist gut zum Segeln, aber schlecht zum Ankern. Er soll nämlich nachts nicht abschwächen. Entgegen unseren Plänen, bis zur Bucht vor Kalkan zu fahren, beschließen wir bis Kaş durchzufahren. Querab der sieben Kaps verändert sich die Farbe der See schlagartig. Wie wenn ein Schalter umgelegt wurde, haben wir plötzlich 28 Knoten am Stau und 1,5 Meter Welle. Wir müssen kreuzen, da der Wind wieder annähernd von Vorne kommt. Nach 10 Stunden anstrengendem Ritt erreichen wir die Bucht der Kaş Marina. Mit dem Salz auf der Haut könnte eine Großküche eine Woche lang würzen. Die Hilfe beim Anlegen ist sehr hilfreich und unübertroffen gut. Perfekter Service. Man erinnert sich sogar noch an uns und zeigt auf unseren damaligen und heute verwaisten Liegeplatz G 27. Schließlich lag MERLIN fast zwei Jahre schon hier. Unser Lieblingsrestaurant in Kaş hat den Besitzer gewechselt. Das Essen ist aber nach wie vor sehr gut und günstig. Yeşil-Restaurant Atatürk Blv. 11/1.
Wie schon vorhergesagt war die Nacht ziemlich windig was in der Marina nicht weiter stört. Von Ümit, dem Marina-Chef werden wir wie immer herzlich begrüßt. Er ist mittlerweile nicht nur ein Facebook-Freund geworden. Zum zweiten Frühstück geht’s in die Stadt. Anschließend zum Markt. Insider wissen, dass Freitag Markttag ist und es dort die wohlriechensten Erdbeeren von Welt gibt. Auch fürs Boot werden einige Dinge benötigt. Schlüsselanhänger für die Relingsicherung, Spritzdüse für den Wasserschlauch, Spirale für den Fäkalientank, Spanngummi für die Fender. Den Nachmittag verbringen wir an Pool und Strand. Es sind weniger Gäste als Bedienstete da. Hoffentlich überlebt der Laden. Wäre schade darum. Der Wind kann sich am Abend nicht zwischen Ost und West entscheiden. Wahrscheinlich wegen der Gewitter die an den Bergen hängen und für eine farbige Abendstimmung sorgen, nur ab und zu vom Blitzlicht unterbrochen. Abendessen großspurig im Marina-Restaurant Pasarella. Mezze, Rindersteak, Oktopus, Bier, Wein, Raki. Die Bordkasse gibt´s noch her.
Sonntag, 6. Mai
Nachts hat es zweimal geregnet. Der Himmel ist 6/8tel bewölkt. Um 10:00 Uhr machen wir uns auf den Weg Richtung Kekova. Um 12:00 Uhr passieren wir die Engstelle Akar Geçidi. Von der letzten Nacht steht noch eine langgezogene hohe Welle an. Aber kein Wind. Nach der Einfahrt in den Kekova Körfezi drehen wir nach links (Backbord) und werfen beide Anker am Ende der Bucht Polemos Bükü auf 7 Meter Tiefe mit 50 Meter Kette. Hier sieht es aus wie vor 20 Jahren. Wir sind die einzige Yacht. Nachts lässt der Düseneffekt in der Bucht nach. Ein Anker hätte also locker gereicht. Im Frankenfernsehen erfahren wir, dass der Club wieder aufsteigt. Naja, dann.
Alle Wetterberichte sagen am frühen Morgen, dass bereits mittags schwere Gewitter zu erwarten sind. Richtung Kaş stärker, Richtung Finike schwächer. So machen wir uns Richtung Süden auf den Weg zum klaren Wasser von Gökkaya Limani. Wir schippern mit Vorwindkurs den kompletten Körfezi entlang. Viele Ausflugsboote sind unterwegs und kreuzen unsere Wege. Gegen 13:00 Uhr sind wir bereits am Tagesziel und werfen unsere Anker ins glasklare Wasser der Bucht. Südseefeeling pur. Ein Dinghi-Ausflug führt uns zur verfallenen Taverne am Ufer und zu einer verlassenen Stadt. Erstmals teste ich meine neue Taucherausrüstung und muss feststellen, dass ein Bleigürtel eine sinnvolle Anschaffung gewesen wäre. Abends schläft der Wind ein, wie ich es eigentlich von meinen Sommertörns in der Türkei gewohnt bin. Auch die Gewitterwolken haben gut Abstand zu uns. Wir haben unser Ziel gut gewählt und unser südlichstes Ziel unserer Reise erreicht.
Dienstag 8. Mai
Wir werden vom Regen geweckt. Dunkle Gewitterwolken stehen über den Bergen. Wir verlassen die Südsee Richtung offenes Meer, da hier die Sonne scheint. Allerdings scheinen uns die Gewitterwolken zu verfolgen. Immer wieder beginnt es kurz zu regnen. Wieder steht im offenen Wasser eine lange, ca. 2 Meter hohe Welle an. Aber es ist mehr ein wiegen als ein schaukeln. Am Leuchtfeuer biegen wir noch mal in den Kekofa Körfezi ein, Richtung Ügazik. Denn wir wollen unbedingt noch unseren Freund Hassan besuchen. Die Gemeindestege treiben unübersichtlich vorm Dorf im Wasser. Unser Dinghi wird aber von Land aus gelotst, damit wir uns nicht in den Stahltrossen verfangen. Hassan, seine Frau und seine Tochter sitzen alleine im Restaurant und schimpfen mehr oder weniger über die politische Lage im Land und das Ausbleiben der Touristen. Wenn auch die Auswahl nicht sehr groß ist, gibt es leckere Vorspeisen und Çibura (Dorade).
Am nächsten Morgen besprechen wir beim Frühstück die weitere Route. Wir wollen noch eine weitere Nacht in Kaş-Marina zubringen. Duschen, Batterien laden, Wasser bunkern, Schrauben kaufen und SIM-Karte aufladen. Und dann machen wir uns über Karakaören auf den Weg nach Hause. Mit achterlichen Winden kommen wir die nächsten Tage gut voran. Eolos tut es jetzt scheinbar doch etwas Leid. Für all den Gegenwind und die vielen Motorstunden der letzten Wochen.
Wir gönnen uns in der Sarsalla-Bucht noch ein üppiges Abendessen mit bunt gemischten Vorspeisen, Hähnchen aus dem Backofen, gegrilltem Gemüse, mit Käse überbackenem Brot, und Früchten. Am nächsten Morgen fahren wir nur ein kurzes Stück. Und zwar zu der Mooringtonne, von der wir vor acht Wochen unser Abenteuer begonnen hatten. Steine als Bleiersatz helfen beim Tauchen. Der letzte Abend auf See stimmt uns schon etwas nachdenklich. Wie schnell doch die Zeit vergeht. Prost Ingrid! Prost Thomas! Morgen geht´s zurück nach Göçek und in ein paar Tagen holt uns der Alltag wieder ein. Aber es wird nichts mehr so sein, wie vorher.
Leserkommentare